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„Gleichberechtigung – der Mythos von heute?“

von Gesine Dannenberg

v.l.n.r. Monika von der Lippe, Julia Schütze, Anja Mayer

In Königs Wusterhausen diskutierten die Brandenburger Landesgleichstellungsbeauftragte Monika von der Lippe und Anja Mayer, Mitglied des Bundesparteivorstandes der LINKEN mit interessierten Gästen darüber, wie eine feministische Politik aussehen soll, die die Gleichberechtigung aller Geschlechter anstrebt.

Am 10. März hatte die Arbeitsgemeinschaft der LINKEN Frauen im Kreis Dahme-Spreewald sowie die Stadtfraktion der LINKEN in Königs Wusterhausen zu einer Diskussionsrunde im Rahmen der 26. Brandenburger Frauenwoche eingeladen. Zu Gast waren die seit August 2015 amtierende Brandenburger Landesgleichstellungsbeauftragte Monika von der Lippe sowie die Pressesprecherin der Brandenburger LINKEN, Anja Mayer, die auch im LINKE-Bundesvorstand für feministische Politik zuständig ist. Unter dem Thema „Gleichberechtigung – der Mythos von heute?“ kamen unzählige Fragen auf, die beide mit den interessierten Gästen aus verschiedenen Perspektiven diskutierten. So diskutierten die beiden, was für sie Feminismus ist, welche Erkenntnisse aus der Wissenschaft auch für das eigene politische Handeln relevant sind und es ging darum, wie eine feministische Politik eigentlich konkret aussieht oder aussehen soll.

Wenn Feminismus, der als solcher unglaublich vielfältig ist, bedeutet, dass eine Gleichberechtigung aller Geschlechter angestrebt wird, dann müssen Lebensentwürfe und Handlungsoptionen diskutiert und gefordert werden, die es insbesondere Frauen* endlich ermöglichen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, welches ohne die Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen auskommt, die leider immernoch existieren. Auf Beispiele machte Monika von der Lippe aufmerksam: Nach wie vor gibt es eine „gender pay gap“ (auch: geschlechtsspezifisches Lohngefälle“), d.h. Frauen erhalten im Schnitt 22 Prozent weniger Lohn als Männer (in Brandenburg sind es 8 %). Auch ist es immernoch so, dass Frauen mehr Zeit für den Haushalt, Kinder- und Angehörigenbetreuung aufwenden als Männer, was insbesondere für Partnerschaften mit Kindern gilt (siehe Zeitverwendungsstudie, Statistisches Bundesamt). Drittens nannte sie auch Gewalt gegen Frauen*. Aus diesen und vielen Gründen mehr braucht es eine feministische Politik, die darauf aufmerksam macht und für Gleichberechtigung und Unterstützung einsteht.

Diskutiert wurden die verschiedensten Fragen und Politikfelder. Wie können Kinder schon in der Kita dafür sensibilisiert werden? Wie ihre Erzieherinnen und Erzieher? Anja Mayer nannte Beispiele dafür, wie Kinder schon frühzeitig so sozialisiert werden, dass sie zu „Jungen“ oder „Mädchen“ unbewusst oder bewusst erst erzogen werden. Genau das wird u.a. für die spätere Berufswahl auch relevant. Weitere Fragen waren: Wie können wir auch mit der aktuellen Kampagne der LINKEN „Das muss drin sein“ zeigen, dass von all diesen Forderungen auch Frauen profitieren und: genügt das? Wenn Mädchen nach wie vor nur aus einem Spektrum von 10 Berufen auswählen (Brandenburg), was können wir tun, damit sich das ändert? Wie können Mädchen oder Jungen, die eine für Mädchen oder Jungen „untypische“ Ausbildung gewählt haben, so unterstützt werden, dass sie diese Ausbildung auch zu Ende bringen und nicht vorzeitig aussteigen (sog. „Drehtüreffekt“)? Gleichzeitig berichtete Monika von der Lippe, wie der Stand im Land Brandenburg zu diesen Fragen ist.

Deutlich wurde, dass die Arbeit einer LINKEN, die für feministische Politik kämpft, auf der einen Seite immer darin besteht, Menschen auch bewusst zu machen, dass die Situation, in der sie sich befinden, auch veränderbar ist. Auf der anderen Seite ist die Herausforderung dann, auch innerhalb der LINKEN, sich auf politische Forderungen zu einigen, die am wichtigsten und geeignetsten erscheinen, konkrete gesellschaftliche Verbesserungen zu bewirken und gleichzeitig auch als Forderungen erkennbar sind, mit denen sich Frauen* auch angesprochen und verstanden fühlen – zum Beispiel mit der Botschaft, dass eine feministische Politik eine alleinerziehende Mutter unterstützen wird oder dafür kämpft, dass Familien Beruf und Familienleben gut vereinbaren können.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Julia Schütze, Mitglied des Kreisvorstandes der LINKEN im Kreis Dahme-Spreewald.

*In diesem Artikel wird „Frauen*“ manchmal mit einem Sternchen versehen, um auch auf die Diskriminierungen von all jenen Geschlechtern hinzuweisen, die sich nicht eindeutig als männlich oder weiblich definieren wollen oder können.